An den letzten Kommunalwahlen konnte Josef Hirsch aus Altersgründen nicht mehr zum Bürgermeister kandidieren. Der Nachfolger Egon Sattler ist jung und offensichtlich etwas liberaler, sehr zum Leidwesen vom Teschtirp , dem bei seiner Realsatire der Stoff auszugehen droht. Folgende Kabarettpassage über Egon Sattler soll sein Dilemma verdeutlichen:

OriginalHochdeutsch
Eigentlich wollt i ja midn Kabarett afhern, weil -aa- bisher hob i ja in am kabarettistischn Schlaraffenland gwohnt, do hast draf wartn kenna, bis da Buagamoasta wieda an kabarettistisch verwertbaren Satz losglassn hod, bist in a Büagavasammlung ganga, host a wenig mitschriem, a bisserl querdacht, und scho hod man oa Seitn Kabarett zammbrocht, Mei Frau hod des öfteren ausm Gemeinderat petzt, mei, do hob i leicht Kabarett macha kenna. I moan, fia de Bürger war des ned ganz so lustig, zumindest ned fia de etwas kratzbürstign, de mid Sachan daher kemma san, von dene da Buagamoasta no nia nix ghert hod, und der hod von vielem nix gwußt, mid sein geistign Horizont, mei, de hod er glei obebüglt.

Oba etzt ham mia seit de letztn Kommunalwahln an neia Buagamoasta. Und glaabst der daat irgendwos song, des wos kabarettistisch verwertbar is. Ma muaß se vorstelln, regt mei Frau, in Klammer SPD, im Gemeindrat a Neiarung o und dann wird do ganz offn drüba diskuttiert und dann einigt ma se af an Kompromiss und dann - etzt kimmt der Hammer- frogt der mei Frau, obs mid dem Kompromiss lem ko. Ja, spinnt der, wo lem ma denn? Bricht in Transvesting Vernunft und Liberalität aus? Und wia soll i etzt a Kabarett macha?
Eigentlich wollte ich mit dem Kabarett auf hören, bisher wohnte ich nämlich in einem kabarettistischen Schlaraffenland, da konnte ich drauf warten, bis der Bürgermeister wieder einen kabarettistisch verwertbaren Satz losgelassen hat, da ging ich in eine Bürgerversammlung, schrieb etwas mit, dachte etwas quer, und schon hatte ich eine Seite Kabarett zusammen, meine Frau hat des Öfteren aus dem Gemeinderat gepetzt, ja, da hab ich leicht Kabarett machen können. Ich denke, für die Bürger war das nicht ganz so lustig, zumindest nicht für die etwas kratzbürstigen, die mit Sachen an den Bürgermeister herangetreten sind, von denen er noch nie etwas gehört hatte -und der hat von Vielem noch nichts gewusst, mit seinem geistigen Horizont- ja, die hat er gleich untergebügelt.

Aber jetzt haben wir seit den letzten Kommunalwahlen einen neuen Bürgermeister. Und glauben Sie, der würde irgendetwas sagen, was kabarettistisch verwertbar ist? Man muss sich vorstellen, regt meine Frau, in Klammer SPD, im Gemeindrat eine Neuerung an, und dann wird darüber ganz offen diskutiert und dann einigt man sich auf einen Kompromiss und dann - jetzt kommt der Hammer - fragt er meine Frau, ob sie mit dem Kompromiss leben kann. Ja, spinnt der, wo leben wir denn? Bricht in Transvesting Vernunft und Liberalität aus? Und wie soll ich jetzt Kabarett machen?
I moan, ned amol des konn i in am Kabarett bringa. Stellts eich vor, des kriagt de Betonkopffraktion von da CSU mid, dass i den neia Buagamoasta lob, wos der fia Schwierigkeitn kriagt. Der konn se ja nimma holtn, der wird ja as näxte Mol nimma afgstellt, kriang ma wieda so an Betonkopf wia an Hirsch. Ja mei, kabarettistisch gseng waar des fia mia garned so schlecht. Oba... Mach amol üba so an Buagamoasta a Kabarett. Do miaßt i ja so richtig kreativ wern, oba a Kreativität hob i mia ja abgwonht, in da letztn Zeit, hods ja aa garned braucht. Do samma de kabarettistischn Beiträg nur so in de Tastatur nei gflong, ja, wia de brotna Hendln im Schlaraffnland. Ich denke, nicht einmal das kann ich in meinem Kabarett bringen. Stellt euch vor, es erfährt die Betonkopffraktion von der CSU, dass ich den neuen Bürgermeister lobe, was der für Schwierigkeiten bekommt. Der kann sich ja nicht mehr halten, der wird ja das nächste Mal nicht mehr aufgestellt, bekommen wir wieder so einen Betonkopf wie den Hirsch. Kabarettistisch gesehen wäre das für mich gar nicht so schlecht, aber, mach mal über so einen Bürgermeister ein Kabarett. Da muss ich ja so richtig kreativ werden, aber Kreativität hab ich mir abgewöhnt, in letzter Zeit, war ja gar nicht nötig. Da sind mir die kabarettistischen Beiträge nur so in de Tastatur hinein geflogen, ja, wie die gebratenen Hühnchen im Schlaraffenland.
Imma efta hert ma aa, dass da oide Buagamosta Hirsch mid Sattla garned zfriedn is. Oba aa des spricht fian Sattla. Manchmol schprichts fia oan, wenn ma de "richtign" Leid ned auf seiner Seitn hod.
Immer öfter ist in Transvesting zu hören, dass der alte Bürgermeister Hirsch mit Sattler gar nicht zufrieden ist. Aber auch das spricht für Sattler. Mitunter spricht es für jemanden, wenn man die "richtigen" Leute nicht auf seiner Seite hat.

Die pessimistischen Befürchtungen des Teschtirp haben sich jedoch mittlerweile als falsch herausgestellt. Egon Sattler hat inzwischen ausreichend Gelegenheit gehabt, seine Lernfähigkeit unter Beweis zu stellen. Politische Gegner müssen nach wie vor mit Repressionen rechnen, unliebsame Anträge werden nur kurz behandelt, um sie vom Gemeinderat schnell zu ablehnen zu lassen, eigene Ziele werden gegen den Widerstand vieler Bürger brutal durchgezogen Parteifreunden werden Posten zugeschustert und die Kritik der Bürger wird dadurch umgangen, dass brisante Themen in den nicht öffentlichen Sitzungen behandelt werden.

Der Teschtirp ist sich nicht sicher, ob er sich darüber ärgern oder freuen soll.

KGP Mittlerweise hat sich Egon Sattler auf diese Art und Weise den Kleingeistpreis 2006 ehrlich verdient.

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