Der Broadmoa Gust berichtet hier über den Unterburger, die Kreuze in den Klassenzinnern und das Kreuzurteil.

OriginalHochdeutsch
Also, mia hamma do in Transvesting so an zuazongna Preißn, an Untabuaga, der is as ollaletzte.

Ah - do muaß i von ganz vorn ofanga: Jahrzehnte hods bei uns in Bayern de Vorschrift gem, dass bei uns in de Klassnzimma a Kreiz zum Hänga hod. Und des war aa guad a so, wenn de Kinda scho rechtzeitig wos von der christlichn Moral mitkriang. Neba zwoamol in da Woch Religionsuntaricht, wo de Moral glehrt wird, und do dazu de ganze Zeit as Kreiz. Ja, dopplt gnaht holt bessa, Kreiz und Religionsuntaricht, so entsteht de Dopplmoral. I moan, samma ehrlich, des Kreiz is ja koan mehr afgfolln, wenn sowos imma do hängt, schaut ja koana mehr hi.

Wir haben in Transvesting einen zugezogenen Preußen, den Unterburger, der ist das Allerletzte.

Ah - da muss ich von ganz vorn anfangen: Jahrzehnte hat es bei uns in Bayern die Vorschrift geben, dass bei uns in den Klassenzimmern ein Kreuz zu hängen hat. Und das war auch gut so, wenn die Kinder schon rechtzeitig etwas von der christlichen Moral mitbekommen. Neben zweimal in der Woche Religionsunterricht, in der die Moral gelehrt wird, und dazu die ganze Zeit das Kreuz. Ja, doppelt genäht hält besser, Kreuz und Religionsunterricht, so entsteht die Doppelmoral. Ich denke, um ehrlich zu sein, das Kreuz ist ja keinem mehr aufgefallen, wenn so etwas immer da hängt, schaut ja keiner mehr hin.

Und etzt ham de Verfassungsrichta in Karlsruhe des Urteil gfällt, dass de staatliche Anordnung, dass des Kreiz do hänga soll, rechtswidrig is. Ja mai, i moan, samma ehrlich, wen jucktn des? Guad, protestiert hamma dageng, is ja klar, mia, de Kiachan, de junge Union, da Winnie Windelweich mid seina Schüla-Union, weil, mei, wenn ma sogt, dass als näxtes de christlichen Feiadog abgeschafft wern, dann bringt ma scho Leid af'd Straß. Und, uns, da CSU, hod des gewaltig Stimmen bracht. Und in de Klasszimma san de Kreiz hänga bliem, ganz ohne Anordnung. Is ja aa klar. Wenn se a Querulant beschwert, kimmd em des Kreiz weg, wenn de Kinda von dem Querulanten weg san, kimmts wieder hi, dodafia sorng scho de Lehrer, de beruflich vorankemmen wolln.

Und so a Querulant is da Untabuaga, der Depp, der hod uns grod no gfaid. Da Untabuaga hod gsogt, seine Kinda is des Kreiz ned zum zuamutn. I sog ja, a Depp. I moan, des Kreiz stöat doch koan, übaroll san Kreiza, wost hi gehst, an olle Weg, af de Faida, af de Berg. Den seine Kinda ham sicha scho mehr als hundat Kreiza gseng, mid Korpus und ohne. Und in da Schui daatns sas störn.

Und jetzt haben die Verfassungsrichter in Karlsruhe das Urteil gefällt, dass die staatliche Anordnung, dass das Kreuz da hängen soll, rechtswidrig ist. Ja und? Ich denke, um ehrlich zu sein, wen juckt denn das? Gut, protestiert haben wir schon dagegen, ist ja klar, wir, die Kirchen, die junge Union, Winnie Windelweich mit seiner Schüler-Union, weil, wenn man sagt, dass als nächstes die christlichen Feiertage abgeschafft werden, dann bringt man schon Leute auf die Straße. Und, uns, der CSU, hat das gewaltig Stimmen gebracht. Und in den Klassenzimmern sind die Kreuze hängen geblieben, ganz ohne Anordnung. Ist ja auch klar. Wenn sich ein Querulant beschwert, kommt eben das Kreuz weg, wenn die Kinder von dem Querulanten weg sind, kommt es wieder hin, dafür sorgen schon die Lehrer, die beruflich vorankommen wollen.

Und so ein Querulant ist der Unterburger, der Depp, der hat uns gerade noch gefehlt. Der Unterburger hat gesagt, seinen Kindern wäre das Kreuz nicht zuzumuten. Ich sag ja, ein Depp. Ich denke, das Kreuz stört doch keinen, überall sind Kreuze, wo man geht, an allen Wegen, auf den Feldern, auf den Bergen. Dessen Kinder haben sicher schon mehr als hundert Kreuze gesehen, mit Korpus und ohne. Und in der Schule sollen sie stören.

A zeitlang is hin und her ganga, oba ma konn nix macha, des Kreiz hod ma aus de zwoa Klasszimma abbaun miaßn, in dene wo seine zwoa Schraazn drin san. Mia ham midn Pfarra Lehna an Rosnkranz bet, wos hoaßt oan, jedn Tog oan, oba des hod ois nix gholfa, de Kreiz ham weg miaßn.

Oba dann hod er Obawassa kriagd, da Untabuaga, hod er se üba de Kreiza in all den Fachraim beschwert, in dene seine Kinda einekamman. In da Schulkich, bei de Combiuda, im Fisigsaal und in da Turnhall.

Im Combiudaraum wars koa Problem, do had mas hänga lassen, is ma hald mid der Klass, in der de Untabuagakinda drin san, nimma an de Combiuda ganga. Is ja aa ned so schlimm, mid de Combiuda konnst eh nix gscheids leana, konnst eh bloß schpuin damid. In da Schulkich hod ma des Kreiz, wenn de Untabuagakinda nei kemma san, einfach abghängt und danoch wieda hi. Durt, wo des Kreiz ghängt is, war dann imma a helle Stell, jeda hod gseng, dass do normalerweis a Kreiz hängt, hod eh fast scho a so ausgschaud, als wia wenn a Kreiz durt hänga darat, hätt ma ja eigentlich gar koa Kreiz mehr afhänga braucha, oba dann waar hald der helle Fleck an da Wänd imma dunkla worn, alloa scho deshalb hod mas danoch wieda highängt.
Eine zeitlang ist es hin und her gegangen, aber man kann nichts machen, das Kreuz hat man aus den zwei Klassenzimmern abhängen müssen, in denen seine zwei Kinder sind. Wir haben mit Pfarrer Lehner einen Rosenkranz gebetet, was heißt einen, jeden Tag einen, aber das hat alles nichts geholfen, die Kreuze mussten weg.

Aber dann hat er Oberwasser bekommen, der Unterburger, da hat er sich über die Kreuze in all den Fachräumen beschwert, in die seine Kinder kommen. In der Schulküche, bei den Computern, im Physiksaal und in der Turnhalle.

Im Computerraum war es kein Problem, da hat man sie hängen lassen, ist man eben mit der Klasse, in der die Unterburgerkinder sind, nicht mehr an die Computer gegangen. Ist ja auch nicht so schlimm, mit den Computern kann man ohnehin nichts Gescheites lernen, kann man nur damit spielen. In der Schulküche hat man das Kreuz, wenn die Unterburgerkinder hinein kamen, einfach abgehängt und danach wieder hin. Dort, wo das Kreuz aufgehängt war, war dann immer eine helle Stelle, jeder hat gesehen, dass da normalerweise ein Kreuz hängt, hat sowieso fast schon so ausgesehen, als ob ein Kreuz dort hängen würde. Hätte man ja eigentlich gar kein Kreuz mehr aufhängen müssen, aber dann wäre eben der helle Fleck an der Wand immer dunkler geworden, allein schon deshalb hat man das Kreuz danach wieder hingehängt.
Am schwierigstn wars in da Turnhall, mia ham so a Trennwand de ma runtalassn ko, dann wern aus der Turnhall zwoa, und drum braucht ma zwoa Kreiza, af jeda Seitn oans, und do hod ma de Kreiza so weid om afhänga miaßn, und drum ned einfach wieda afhänga kenna, do hod mas heruntlassn. I moan, da hams eh efta gstört, wenn de Lausbuam vasuacht ham, dass as midn Boll obaschiaßn. (Ganz nembei, da Buam, de wos oweil zum obaschißn probiert ham, ham dann am laudesten gegas Abhänga protestiert. Wahrscheinlich, weils etzt in de Sportstundn koa Motivation mehr ham)

Und dass de zwoa Kreiza nimma do hängan, des hod wiedarum an Lehra Schnitzlheima gstört, vor allem weil er selba Kinda an da Schui hod, und de kanntn ja an seelischn Schadn erleidn, wenn do in da Sportstund des Kreiz fait. Ma muaß nan ja fia sein christlichn Glaum bewundan, wie er se ned durchsetzt kenna hod, hod er zur Selbsthilfe griffa und is er nachts ind Schui eine, schlauerweis als Vata, weil sunst hätt er ja Schwierigkeitn mitn Schulamt kriagt, oba midn Schulschlissl hod er se afgschperrt, weil a so wars hald einfacha. Und dann hod er des Kreiz hindübelt, des da Hausmoasta am Tog vorher obatoa hod. Am Dog draf hods da Hausmoasta wieda abagschraubt. Hod er beim zwoatn Mol graißere Schraum gnumma. Da Hausmoasta, dem hod ja as Herz weh toa, oba es hod ja nix gholfa, der hods wiada obaschraum miaßn, und der hod natirlich aa graißere Schraumziaga.

Am Schwierigsten war es in der Turnhalle, wir haben eine Trennwand, die man herunterlassen kann, dann werden aus der Turnhalle zwei, also braucht man zwei Kreuze, auf jeder Seite eines, da hat man die Kreuze so weit oben aufhängen müssen, und deshalb nicht einfach wieder aufhängen können, da hat man sie herunten gelassen. Ich denke, da haben sie sowieso öfter gestört, wenn die Lausbuben versucht haben, sie mit dem Ball herunterzuschießen. (Ganz nebenbei, die Jungs, die es immer herunterzuschießen versucht haben, haben dann am lautesten gegen das Abhängen protestiert. Wahrscheinlich, weils sie jetzt in den Sportstunden keine Motivation mehr hatten)

Und dass die zwei Kreuze nicht mehr da hängen, das hat wiederum den Lehrer Schnitzlheimer gestört, vor allem weil er selber Kinder an der Schule hat, und die könnten ja einen seelischen Schaden erleiden, wenn in der Sportstunde das Kreuz fehlt. Man muss ihn ja für seinen christlichen Glauben bewundern, wie er sich nicht durchsetzen hat können, hat er zur Selbsthilfe gegriffen und zwar als Vater, ist er nachts in die Schule, schlauerweise als Vater, weil er sonst mit dem Schulamt Schwierigkeiten bekommen hätte, aber mit dem Schulschlüssel hat er sich aufgesperrt, weil es so eben einfacher war. Und dann hat er das Kreuz hingedübelt, das der Hausmeister am Tag vorher heruntergenommen hatte. Tags drauf hat es der Hausmeister wieder abgeschraubt. Hat er beim zweiten Mal größere Schrauben genommen. Der Hausmeister, dem hat ja das Herz weh getat, aber es half ja alles nichts, der hat es wiader abschrauben müssen, und der hat natürlich auch größere Schraubenzieher.

Und dann in da Adventzeit, woaßt, do hod er se erscht afgregt. Hod da Lehra an da Schui mid da 3. Klass a Krippnspui eistudiert. Da Lehra hod ja scho gewisse Befürchtungen ghabt wos an Untabuaga Buam oogeht und hod eam de Rolln vom Wirt obotn, der des Heilige Paar ned nei laßt in sei Herberg. Oba der Lausa moant, an Josef spuit er oda garnix, also garnix, hod nan da Lehra ans Glockspui gstellt. Ho se sei Vata,da Olt Untabuaga afgregt, dass sein Bua zur reilgiösen Handlunga zwunga wird. Mein Gott, des gehrt zu am Krippnspui. Wenns noch dem gaang, deafat ma ja nedamol an Advenzkranz afstelln.

I moan, de Lehra ham dann an Untabuaga Buam scho a wenig gärgert aa. Zerscht hod ma eam a Krippn moln lassn, dann hod ma eam oane bastelt lassn. Und in Deitsch san Weihnachtsgschichtn glesn worn, bis zum abwinga.
Und dann in der Adventzeit, da hat er sich erst aufgeregt. Hat doch der Lehrer an der Schule mit der 3. Klasse ein Krippenspiel einstudiert. Der Lehrer hat ja schon gewisse Befürchtungen gehabt, bezüglich dem Unterburger Jungen und hat ihm die Rolle vom Wirt angeboten, der das Heilige Paar nicht in seine Herberge lässt. Aber der Lausbub meint, den Josef würde er spielen oder gar nichts, also gar nichts. Da hat ihn der Lehrer ans Glockspiel gestellt. Hat sich sein Vater, der alte Unterburger aufgeregt, dass sein Junge zu religiösen Handlungen gezwungen werde. Mein Gott, das gehört zu einem Krippenspiel. Wenn es nach dem ginge, dürfte man ja nicht einmal einen Adventkranz aufstellen.

Die Lehrer haben dann den Jungen vom Unterburger schon etwas geärgert. Zuerst haben sie ihn Krippen malen lassen, dann haben sie ihm welche basteln lassen. Und in Deutsch wurden Weihnachtsgeschichten gelesen, bis zum Abwinken.
Naja, lang hamma de Kinda vom Untabuaga nimma an unsana Schui, wenns af a Günasikum gengan, dann kimmt es Kreiz wieda hi. Normalerweis bin i do ned a so vom Günasikum übazeigt, oba in dem Fall konnst ja richtig froh sein, wennst as los bist.

Oba so ganz umasunst hod uns da Untabuaga den Ärger ned gmacht. Hin und her hamma übalegt, wia man tratzn kennan. Ja, und mia ham scho a Idee ghabt, war zwar ned billig, oba des war uns de Sach wert. Gegenüber vom Untabuaga hod da Schuasta Schorschi af da andern Straßnseitn no a Stickl Wiesn. Und do hamm an Untabuaga direkt vord Nosn a Feldkreiz higstellt. Mia hams eam genau gegnüba von seine Garaschneinfahrt stellt. A so muaß er jeds Mol genau oschaung, wenn er rückwärts von seina Garasch außa fahrt, dass ers ned triff. Mia daatn uns ja a so gfrein, wenn ers amol übafahrn dadat, do waars uns a Wurscht, dass des Kreiz gweiht is, weil dann miaßtat ers nämlich zoin, oba do paßt er scho af. Zwoa Mäta neinaneinzg hammas gmacht, weil üba drei Mäta braucht ma zum Aufstelln a Genehmigung, also hammas zwoaneinaneizg gmacht.

Zerscht hod er vasuacht, da Untabuaga, dass er untn von da Erdn wos wegkratzn kannt, dass des Kreiz üba drei Mäta hoch wird. Oba mia samma ja ned bled, du, da hamma scho an gscheidn Beton hergnumma, mid wegkratzn geht do nix. Und wenn er se anders dro vergriffa hätt, dann hätt man scho ghabt, dann war er fällig gwesn, weil, moanst mia lassn a so mid uns umgeh?

Naja, lang haben wir die Kinder vom Unterburger nicht mehr an unserer Schule, wenn sie auf ein "Günasikum" gehen, dann kommt das Kreuz wieder hin. Normalerweise bin ich nicht so vom "Günasikum" überzeugt, aber in dem Fall kann man ja richtig froh sein, wenn man sie los ist.

Aber so ganz umsonst hat uns der Unterburger den Ärger nicht gemacht. Hin und her haben wir überlegt, wie man ihn ärgern können. Ja, und wir hatten schon eine Idee, war zwar nicht billig, aber das war uns die Sache wert. Gegenüber vom Unterburger hat Georg Schuster auf der anderen Straßenseite noch ein Stück Wiese. Und da haben wir dem Unterburger direkt vor die Nase ein Feldkreuz hingestellt. Wir haben es ihm genau gegenüber seiner Garageneinfahrt gestellt. So muss er es jedes Mal genau ansehen, wenn er rückwärts aus seiner Garage heraus fährt, damit er es nicht trifft. Wir würden uns ja so freuen, wenn es einmal überfahren würde, da wäre es uns auch egal, dass das Kreuz geweiht ist, weil dann müsste er es nämlich zahlen, aber da passt er schon auf. Zwei Meter 99 haben wir es gemacht, weil über drei Meter braucht man zum Aufstellen eine Genehmigung, also haben wir es 2 Meter 99 gemacht.

Zuerst hat er versucht, der Unterburger, dass er unten von der Erde etwas wegkratzen könne, so dass das Kreuz über drei Meter hoch wird. Aber wir sind ja nicht dumm, da haben wir schon richtigen Beton hergenommen, mit Wegkratzen geht da nichts. Und wenn er sich anders dran vergriffen hätte, dann hätte man ihn schon gehabt, dann wäre er fällig gewesen, weil so wir lassen nicht mit uns umgehen.

Natirlich hods imma wieda Leid gem, de am Untabuaga so richtig de Meinung gsogt ham. Naa, gsogt hams as eam ned, weil dann hätt ers ja gwußt, wer eam so droht und wer nan beschimpft. Drum hamma eam des gschriem, anonüm, is ja klar. Und wos moants, macht der Untabuaga mid denen Brief? De Briaf hod er mid am Draht schee fein säubalich, damid er ja nix kaputt macht, ans Kreiz vor seim Haus hibundn. Host eam schreim aa nimma kenna, weil wia hodn dann des Kreiz ausgschaud.

Und etz samma am Grübln, wia man weida ärgan kenna, an Untabuaga, oba de näxte Freinacht, de kimmt scho, und dann oba aa ...

Natürlich hat es immer wieder Leute gegeben, die dem Unterburger so richtig die Meinung gesagt haben. Nein, gesagt haben sie es ihm nicht, weil dann hätte er ja gewusst, wer ihm so droht und wer ihn beschimpft. Darum haben wir ihm das geschrieben, anonym, ist ja klar. Und was glaubt ihr, macht der Unterburger mit diesen Briefen? Die Briefe hat er mit einem Draht schön fein säuberlich, damit er ja nichts kaputt macht, ans Kreuz vor seinem Haus hingebunden. Hat man ihm auch nicht mehr schreiben können, weil wie hätte dann das Kreuz ausgesehen.

Und jetzt sind wir am Grübeln, wie man ihn weiter ärgern kann, den Unterburger, aber die nächste Freinacht, die kommt schon, und dann aber auch ...